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Inspiration

 

Hier finden Sie von Zeit zu Zeit kurze Impulse.

 

 

Bruchlinien des Lebens

 


In Krisen erleben wir Menschen, dass Dinge zu Bruch gehen. Träume, Erwartungen, Beziehungen, das Selbstbild - unter den Belastungen des Lebens können Körper und Seele Risse bekommen und Schäden davon tragen.

Eine Antwort darauf ist das, was wir unter dem Begriff “Resilienz” verhandeln. Eine Widerstandskraft, die sich in der Fähigkeit und Zähigkeit zeigt, in und an Belastungen nicht zu zerbrechen oder sogar gestärkt aus ihnen hervorzugehen. Doch nicht immer ist Resilienz im Wortsinne möglich, denn der aus der Werkstoffkunde kommende Begriff bedeutet eigentlich, nach einer Belastung wieder zurück in die ursprüngliche Verfassung zu kommen.

Was geschieht aber, wenn unsere Resilienz nicht ausreicht, wenn es doch zum Zerbruch gekommen ist? Was, wenn das Leben oder andere Menschen Wunden schlagen, die uns aus der Bahn werfen und etwas in und an uns nachhaltig beschädigen? Was, wenn wir an anderen oder uns selbst in einer Weise schuldig geworden sind, die Scherben hinterlässt?

Vor einiger Zeit bin ich auf ein inspirierendes Motiv aufmerksam geworden. In der japanischen Kultur gibt es eine Kunstform, die Kintsugi genannt wird. Dabei wird zu Bruch gegangenes Porzellan nicht einfach und möglichst unauffällig geklebt (oder weggeworfen), sondern die Bruchränder mit Echtgold ausgelegt. Daraus ergibt sich ein ganz neues Bild. Es ist nicht einfach das Ursprüngliche mit mehr oder weniger offensichtlichen Narben, sondern es entsteht eine veredelte Version.

Nun möchte ich Krisen nicht kitschig vergolden, sondern auf etwas aufmerksam machen, das ich immer wieder beobachtet habe und das mich tief beeindruckt: krisenerprobte Menschen haben häufig eine Schönheit und Tiefe in sich, die ohne die Bruchlinien des Lebens nicht entstanden wäre.

Insofern: Resilienz zu fördern ist gut, wichtig und richtig. Doch wir sollten nicht in einen Machbarkeitswahn verfallen - das Leben ist und bleibt verwundbar. Schönheit bedeutet nicht Makellosigkeit, sondern entsteht im würdevollen Umgang mit unseren Schwächen, Wunden und Schattenseiten.

Was das Gold im persönlichen Leben bedeutet, wäre herauszufinden. Es könnte Vergebung und Versöhnung sein, Barmherzigkeit, Wiedergutmachung, Bescheidenheit, Mut, Aufbruch…

 
 
Kintsugi_Bruchlinien_kranzmann.net.jpeg
 
Karsten Kranzmann