Vordergrund und Hintergrund

Authentizität ist in vieler Munde. Zwischen Performance, Präsentation und Bilderflut suchen wir die echte Begegnung, die Person hinter ihrer Rolle. Zunehmend interessiert uns, was Erich Fromm schon 1976 beschrieben hat: das Sein hinter dem Haben. Authentizität ist jedoch kein Wert an sich, denn auch ein unkontrollierter Wutausbruch ist ja im Prinzip authentisch. Gesunde Authentizität braucht Selbstkenntnis und Wirkungsbewusstsein. Was möchte und sollte ich in meinen verschiedenen Lebenskontexten von mir und meinem Inneren zeigen? Und was ist in meinem Innern eigentlich los?

Die Zeiten, in denen man bei Führung und Kommunikation vor allem an methodisches Handwerk dachte sind vorbei und das ist gut so, denn manches Kommunikationstraining glich ja eher einem Manipulationstraining. Wer an vordergründigen Themen arbeitet, trainiert und optimiert, ohne den inneren Menschen, die hintergründigen Prozesse, Bedürfnisse und Fragestellungen zu berücksichtigen, greift nach meinem Verständnis zu kurz. Das bedeutet nicht, bei jeder aktuellen Thematik Grundsatzfragen zu stellen. Es spricht nichts gegen konkrete, lösungsorientierte und handfeste Arbeit, die dem jeweiligen Hier und Jetzt nützt.

Darüber hinaus geht es jedoch auch darum, die tieferen, existenziellen Fragen angemessen zu berücksichtigen: Was ist (wirklich) wichtig? Was will ich (eigentlich)? Was möchte ich (schon längst) nicht mehr? In welchen Beziehungen lebe ich? Wie geht es meinen Nächsten? Wo kann (und möchte) ich mich einbringen? Was treibt mich an?

In diesem Sinne ist von Zeit zu Zeit auch ein Blick hinter die Kulissen unserer Lebensbühnen von großer Bedeutung.