Die Anderen...
Sprache ist faszinierend! Bei vielen Begriffen macht es Sinn genauer hinzuschauen. Feierabend ist so ein Beispiel. Wie wäre es, mal wieder den Abend zu feiern? Oder Sehnsucht, Enttäuschung, Entscheidung, Bewusstsein, Zuflucht, Innehalten…
In diesem Sinn steckt auch im alltäglichen Begriff »Andere« ein wichtiger Hinweis: Die Anderen sind die Anderen, weil sie anders sind. Klingt fast zu banal, das hier zu schreiben und doch lohnt ein genauerer Blick. Im Laufe meiner Arbeit mit Teams, Führungskräften, Paaren und Gruppen wird mir immer deutlicher, wie und wie weitreichend uns die Unterschiede unserer Persönlichkeiten prägen. Wir alle denken, fühlen und handeln vor dem Hintergrund der je eigenen Persönlichkeit. Wir sehen, interpretieren und gestalten die Welt aus unserer Biografie, Lerngeschichte, Erfahrung, Motivation und Erkenntnis heraus. Hier entscheidet sich, was uns wichtig ist, was wir wollen, wogegen wir uns wehren und was uns in Rage bringt.
Unterschiede können faszinieren, irritieren, inspirieren, provozieren und eskalieren!
Faszination erhöht das Interesse: Warum denkt, fühlt und handelt der Andere so anders? Wie sieht die Welt aus der Perspektive des Anderen aus?
Irritation entsteht, wenn uns die Andersartigkeit nicht einleuchtet. Wir können nicht nachvollziehen, wie man so sein kann. Irritation bringt in uns etwas in Bewegung.
Inspiration geschieht, wenn die oder der Andere unsere eigenen Perspektiven und Möglichkeiten erweitert. So habe ich es bisher noch nie gesehen. Inspiration öffnet neue Horizonte und Denkräume und fordert uns heraus. Wir lernen dazu, wachsen über uns hinaus, überdenken und klären eigene Positionen.
Provokation erleben wir, wenn das Denken, Fühlen und Handeln der Anderen unseren Werten, Idealen, Gewohnheiten und Überzeugungen widerspricht. Es ist doch offensichtlich, dass ich recht habe! Wie kann man nur so borniert sein?
Eskalation ist die Steigerung und außer Kontrolle geratene Provokation. Wir fühlen uns durch den oder das Andere bedroht. Das geht so gar nicht. Der Andere soll es endlich einsehen - notfalls mithilfe von Aggressionen (aktiv oder passiv, psychisch oder/und physisch). Ich will, muss und werde mich durchsetzen, koste es, was es wolle.
Wie geht es Ihnen mit »den Anderen«?
Welche Begegnungen erleben Sie zur Zeit faszinierend, irritierend, inspirierend, provozierend oder eskalierend?
Wie kann es gelingen, dass uns Unterschiede nicht scheiden, sondern zu einer kreativen Gemeinschaft bringen?